14 So fürchtet nun den HERRN und dient ihm aufrichtig und in Wahrheit, und tut die Götter von euch hinweg, denen eure Väter jenseits des Stromes und in Ägypten gedient haben, und dient dem HERRN! (Josua 24:14, Schlachter)
11 Licht wird dem Gerechten gesät und Freude den von Herzen Aufrichtigen. (Ps. 97:11, Schlachter)
...eine beifallklatschende Menge...
In meine Sprechstunde kam oft ein Mann, der heftig gegen die Gesellschaft Partei nahm. Er beklagte sich bitter über die hohle Nichtigkeit aller politischen und religiösen Veranstaltungen. Zu welchen Flachheiten kann eine beifallklatschende Menge selbst einen klugen Menschen verführen.
Der Mann, von dem ich sprach, machte sich zum Sprecher des von der Gesellschaft unterdrückten Lebens. Ist dieses Leben nicht durch Ursprünglichkeit, Aufrichtigkeit und Echtheit gekennzeichnet? Das alles ist den öffentlichen Rollenträgern verlorengegangen. Sie sind nicht mehr Menschen, nicht mehr sie selbst, sondern Marionetten in der Hand eines anonymen, unpersönlichen Regisseurs.
Ich konnte nichts dagegen sagen. Er hatte zweifellos recht. Und ich verstand all seine Behauptungen um so besser, als er mir sein Leben erzählt hatte. Wie für uns alle war der Schlüssel zu seinen Ansichten in seinen eigenen Lebensverhältnissen zu finden. Immer war bei ihm zu Hause gefragt worden: „Was werden die Leute sagen?“, und seine Eltern hatten sich völlig zu Sklaven dieser Frage gemacht. Er hätte so gerne auf der Straße mit den anderen Jungen gespielt, er bewunderte sie und hätte sich gerne genauso angezogen wie sie. Aber immer war es ihm verboten worden: „Ein Junge aus unseren Kreisen treibt sich nicht mit Straßenjungen herum!“
Sein Bruder dagegen war genau so, wie seine Eltern ihn wünschten: ein braver kleiner Junge, der wunderbare Schulzeugnisse nach Hause brachte. Er hatte bald gefühlt, daß ihm die Eltern diesen Bruder vorzogen, der ihnen Ehre machte und dessen sie sich nicht zu schämen brauchten. Er haßte diesen Bruder, der es inzwischen zu hohem gesellschaftlichen Ansehen gebracht hatte und der für ihn zum Inbegriff einer unerträglichen menschlichen und gesellschaftlichen Uniformierung geworden war.
…
(Paul Tournier, „Mensch sein ohne Maske“ - Vom falschen Ich zum wahren Selbst)
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