Auch wenn ein Christ die Befreiung von der Sünde erfahren hat, wird er doch weiterhin »seelisch« bleiben also nicht die Kraft haben, sein natürliches Leben zu überwinden, wenn er nicht zusätzlich das tiefgreifende Werk des Kreuzes durch den Heiligen Geis erfährt. …
Eine sorgfältige Beobachtung des »seelischen« Menschen offenbart, dass sich sein Verhalten hauptsächlich aus der Emotion herleitet. Wenn auch die Seele drei Hauptfunktionen kennt, leben doch die meisten »seelischen« oder fleischlichen Christen aus der Emotion. Auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen scheint die Emotion einen größeren Raum einzunehmen als der Verstand und der Wille. So hat fast das gesamte Verhalten der »seelischen« Christen seinen Ursprung in der Emotion.
Die Funktion der Emotion
Aus unserer Emotion kommen Freude, Glück, Fröhlichkeit, Erregung, Hochgefühl, Anregung, Verzweiflung, Sorge, Trauer, Melancholie, Entmutigung, Verwirrung, Angst, Eifer, Kälte, Zuneigung, Ehrgeiz, Habgier, Mitleid, Freundlichkeit, Interesse, Erwartungen, Stolz, Reue, Hass und so weiter. Der Verstand ist das Organ unseres Denkens, und der Wille ist für unsere Entscheidungen verantwortlich. Außer den Gedanken, unseren Vorhaben und der damit verbundenen Werke wird unser Verhalten von der Emotion bestimmt. Die Funktion der Emotion wird durch unsere zahllosen und unterschiedlichen Gefühle deutlich gemacht. Das Gefühl nimmt einen solch großen Raum unserer Existenz ein, dass die meisten fleischlichen Christen dem emotionalen Typ zugerechnet werden können. Das Sinnesleben des Menschen ist sehr umfassend und darum auch höchst kompliziert. Um den Gläubigen das Verständnis zu erleichtern, können wir seine verschiedenen Ausdrucksweisen in drei Gruppen aufteilen:
1. Zuneigungen
2. Wünsche
3. Gefühle
Diese drei Gruppen decken die Aspekte der Funktion der Emotion ab. Wenn ein Christ alle drei überwindet, ist er auf dem Wege zu einem reinen geistlichen Wandel. Die Emotion des Menschen ist nichts anderes als die Summe seiner vielfältigen natürlichen Gefühle. Er kann liebevoll oder gehässig, erfreut oder besorgt, erregt oder niedergedrückt, interessiert oder desinteressiert sein es handelt sich immer um seine Gefühle. Wenn wir uns die Mühe machen, uns selbst zu beobachten, können wir leicht entdecken, wie sich unsere Gefühle ändern. Nur weniges in der Welt ist so sehr der Veränderung unterworfen wie die Emotion. Die Emotion ändert sich mit den wechselnden Gefühlen und wie schnell können diese umschlagen! Wer darum aus der Emotion lebt, kennt keine festen Leitlinien. Die Emotion des Menschen äußert sich sehr oft auf reaktionäre Weise: Ein Engagement in der einen Richtung löst oft eine Aktion in genau entgegen gesetzter Richtung aus. So kann unaussprechliche Sorge unmittelbar nach überschwänglicher Freude eintreten, eine tiefe Depression großer Erregung und Zurückgezogenheit brennendem Eifer folgen. Selbst die Liebe kann sich in einen Hass verwandeln, der intensiver ist als das zuerst empfundene Gefühl.
(Watchman Nee, „Der geistliche Christ“)
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