„Die liebe zu Gottes Wort“
Die Liebe zu Gottes Wort ist keine moralische Angelegenheit. Es ist die Heimat, die in der Bibel zu uns kommt. Darum ist es Knospenfrevel, wenn man schon dem jungen Menschen diese Heimat zerstört, ehe er sich ihrer richtig bewußt geworden ist. Und wie oft und in welch grausamer Weise geschieht das heute! Hier liegt wohl eine der letzten Ursachen für die abgründige innere Heimatlosigkeit und Leere des modernen Menschen.
Wir sind eine Generation ohne Heimkehr, denn wir haben nichts, zu dem wir heimkehren könnten, und wir haben keinen, bei dem unser Herz aufgehoben wäre! Wir sind die Generation ohne Abschied, ohne Glück, ohne Heimat, ohne Lieder und ohne Tiefe. Unsere Tiefe ist Abgrund.
(Wolfgang Borchert)
Wir brauchen das Wort zum Aufbau des inneren Menschen. Wer dies Geheimnis nicht kennt, der verhungert am reichbeladenen Tisch, er verdurstet neben der Quelle und – merkt es nicht. Das königliche Vorrecht des neuen Menschen, aus den Quellen Gottes zu leben, hat man verkehrt in ein mühsames Sichquälen um unerfüllbare Vorschriften. Nur wer das Wort hat, im Wort lebt und liebt, nur der lebt wirklich; jeder andere ist lebendig tot.
Wehe uns, wenn wir Gottes Wort dadurch entleeren, daß wir nicht im Wort leben und das Wort nicht in uns! Wie oft wird das Evangelium in Moral verkehrt und dadurch andern verleidet! Ob nicht auch hier das scharfe Urteil Jesu über den gilt, der einen der Kleinen ärgert? Es ist etwas Furchtbares, wenn Alten und Jungen das Bibellesen freudlos und langweilig gemacht wird. Das kommt einer Majestätsbeleidigung gleich. Wir dürfen mit fröhlichem Mut und einer leuchtenden Freude die Herrlichkeit des Evangeliums bezeugen und brauchen nicht nach allen möglichen Methoden und Kniffen Ausschau zu halten. …
Die Freude am Wort des Vaters war des Menschensohn Freude, als er über unsere Erde ging. Sie ist auch unsere Freude, eine Freude, die verbindet und trennt, Gemeinschaft stiftet und einsam macht, unsere eigene Schwachheit aufdeckt und zugleich unsere Stärke ist. Diese Freude erfüllt das ganze Leben so vollkommen, daß alles andere davor verblaßt, denn es ist Jesu Freude! Das ist keine gefühlsmäßige Sache. Gottes Wort ist etwas ganz massiv Wirkliches. „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Das gilt in vollendetem Maße vom Wort Gottes. Es ist die Welt Gottes, die sich darin zu mir herabneigt, der ich noch im fremden Land auf das Kommen seines Reiches warten muß.
Je wirklicher mir Christus und seine Welt ist, desto wesenhafter ist sein Wort für mich....
Warum rechnen wir so wenig mit einem Handeln Gottes, wenn sein Wort verkündigt wird? Da geschieht doch wahrhaftig etwas. Da ist Gott selber am Werk in seinem Wort, denn „sein Wort ist wie ER“...
(aus: „Und ich wußte es nicht“- von den Feuern Gottes – Anna Lawton 1957)
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