4 Auch der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen hingelegt hat – deine Altäre, HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott!
5 Glücklich sind, die in deinem Haus wohnen. Stets werden sie dich loben. // (Ps 84:4-5, Elb)
1 Glücklich sind, die im Weg untadelig sind, die im Gesetz des HERRN wandeln.
2 Glücklich sind, die seine Zeugnisse bewahren, die ihn von ganzem Herzen suchen.
3 Die auch kein Unrecht tun, die auf seinen Wegen wandeln! (Ps 119:1-3, Elb)
Die 176 Verse des 119. Psalms lassen uns hineinsehen in das Herz eines Mannes, der nicht nur im Wort zu Hause, sondern dem das Wort Gottes Heimat ist. Letzten Endes ist nicht er der Suchende. Wie ein helles Licht, das im entscheidenden Augenblick aufleuchtet, kommt im letzten Vers dieses längsten der Psalmen die ergreifende Bitte: „Suche deinen Knecht – ich bin abgeschweift wie ein verlorenes Schaf, suche deinen Knecht, denn deine Gebote habe ich nicht vergessen“. - Das kann nur einer sagen, der eine Heimat hat; denn nur der kann sich zurücksehnen auf seinen Irrwegen.
Vergessen kann man nur, was man einmal gewußt hat. Nur Satan, der weiß, was die Heimat bedeutet für den aus der Gottesheimat Hinausgestoßenen, legt es so zielbewußt darauf an, dem Menschen die Heimat im Wort zu zerstören, die ihm in das fremde Land, ins Elend mitgegeben ist.
Wenn ich denen, die Gott und sein Wort nicht kennen, von diesem Wort sage, dann kann ich es nur tun als einer, dem bewußt ist, daß er ihnen die verlorene Heimat bringt. Als einer, der selbst in der Heimat ist und denen, die sie verloren haben, wieder den Weg nach Hause zeigt. So machte es Jesus. Er kam aus der Heimat vom Vater und zeigte den Menschen den Vater. Und weil man ohne ihn im Sumpf versinken müßte, zeigt er nicht nur den Weg heraus, sondern sagt ihnen, daß Er selbst der Weg ist.
Wie der Hirte das verlorene Schaf nicht vor sich hertreibt und zerrt, sondern es fürsorglich auf die Schulter legt und fröhlich nach Hause trägt, so sind wir auch mehr als Wegweiser. Wir dürfen die nach der Heimat Verlangenden heimtragen. Ihnen sagen, daß das Wort Gottes nicht eine neue Sittenlehre ist, mit lauter „du sollst“ und „Wenn du nicht, dann...“ sondern das, worauf jeder schon lange, lange im Verborgenen seines Herzens wartet, daß einmal einer käme und sagte: Du, hier ist etwas für dich und mich. Das ist etwas, wie man richtig nach Hause kommen kann.
Manche gelehrten Leute vergessen, daß man die größten und erhabensten Dinge nur ganz einfach ausdrücken kann, vor allem wenn man die verborgene Weisheit Gottes verkündigen will. Etwas davon spüren wir schon in den Psalmen, in denen das Tiefste über das Wort Gottes in schlichten Bildern ausgesagt ist: „Deine Rechte sind köstlicher den Gold und viel feines Gold, sie sind süßer denn Honig und Honigseim“, „Ich freue mich über dein Wort wie einer der eine große Beute kriegt.“ Dazwischen der Aufschrei über dem Frevel an Gottes Wort: „Es ist Zeit, daß der Herr dazu tue; sie haben dein Gesetz zerrissen.“
Beunruhigend ist die Unausschöpflichkeit der Heiligen Schrift. Wie soll ich mich verantworten, wenn mir drüben in jener Welt Erkenntnisse aufgehen, die schon hier uns in Gottes Wort bereit gelegen, und ich habe die einzigartige Gelegenheit, diese Wahrheiten hier schon hören, nicht wahrgenommen? Kein Leben ist zu lang, zu abgeschlossen, um mit der Betrachtung dieses wunderbaren Wortes ausgefüllt zu sein. Aber da muß man sich hineinlesen, muß Zeit und liebende Sorgfalt anwenden, so wie Kierkegaard von dem Brief des Liebenden schreibt:
Der Glaubende ist dem Liebenden gleich, der den Brief seiner Geliebten liest. Nichts vermag ihn davon abzubringen, keine menschliche Gewalt und Überredungskunst. Der Brief ist vielleicht in einer fremden Sprache geschrieben, es sind dunkle Stellen darin, das alles kann ihn nicht hindern, ohne eine Sekunde zu verlieren, sich Tag und Nacht über diesen Brief zu setzen, und was er daraus verstehen, etwa einen Wunsch, der darin ausgesprochen ist sogleich zu erfüllen.
( aus: „Und ich wußte es nicht“ - Von den Feuern Gottes - Anna Lawton 1957 )
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