"ich ermahne euch...dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung" (1Kor1,10)
Dieses Problem gab es schon bei den ersten christlichen Gemeinden, dass der Teufel Zwietracht gesät hat und die Gemeinde Gottes drohte, sich zu spalten. Wenn man etwas zerstören will, ist es am effektivsten, es von innen heraus zu zerstören.
Jetzt, wo das Christentum so groß geworden ist, merkt man die Auswirkungen von den Spaltungen, die inzwischen sehr zahlreich und folgenschwer geworden sind.
Selbst an evangelischen Freikirchen gibt es inzwischen so viele, die sich aber oft nur minimal unterscheiden. Ist das denn nötig? Sollten wir nicht daran arbeiten, den Leib Christi zusammenzuhalten, als in so viele Teile zu zerspalten?
Und dann respektieren und akzeptieren sich die Christen unterschiedlicher Kirchen nicht einmal. Die Lutheraner lehnen es ab, mit den Baptisten zusammen Abendmahl zu feiern, und manche Freikirchen verachten die missionarische Tätigkeit der Landeskirchen. In die eine Gemeinde kannst du nur eintreten, wenn du dich groß taufen lässt (Kindstaufe wird nicht anerkannt) und die anderen schmeißen dich raus, wenn du dich von deinem Ehepartner scheiden lässt.
Ich habe vor einiger Zeit eine lange unfruchtbare Konversation mit einem Pfarrer einer lutherischen Kirche geführt, wo es eben um das Thema 'Abendmahl' ging. Leider sind manche Menschen in ihrer Einstellung so eingefahren und unflexibel, dass sie nicht erkennen, wie sie gegen Gott sündigen mit ihrem Tun und Denken, mit ihrer Unbarmherzigkeit und Hochmut. Ich wollte ihm begreiflich machen, dass wir Menschen einfach von Gott unterschiedlich geschaffen wurden und auch einen unterschiedlichen Glauben von ihm bekommen haben. Und das es falsch wäre, jemandem den eigenen Glauben aufzuzwingen, sondern wir einander annehmen müssen in Christus. Aber ich finde es so falsch, dass man Christen aus dem Abendmahl ausschließt, nur weil sie nicht alle gleich darüber denken und exakt das gleiche Verständnis davon haben. Wir sind doch eine Einheit und daran sollten wir im Abendmahl denken, dass Jesus uns alle an seinen Tisch lädt und niemanden ausschließt, weil er für uns alle gestorben ist. Ich hatte dazu auch einen Traum, der mir das ebenso bewusst gemacht hat. Doch bei dem Pfarrer bin ich so auf taube Ohren gestoßen. Er hat sein Herz verstockt und mir eröffnet, dass er mir das Abendmahl verweigern würde, wenn ich es darauf anlegen würde. Es ist einfach manchmal so, wie Jesus es sagt: Alte Schläuche vertragen nicht immer neuen Wein!
Wir Christen sind untereinander so uneins und unbarmherzig und gesetzlich und hacken aufeinander rum, dass es nicht verwunderlich ist, dass unser Zeugnis bei den Nichtchristen so schlecht ist und immer weniger für das Reich Gottes gewonnen werden können. Denn wer will schon zu einem so verstrittenen Haufen dazugehören, die von Liebe und Annahme, Barmherzigkeit und Gnade reden, dieses aber selbst nicht einmal untereinander leben!
Jesus verlangt von uns, dass wir einander lieben, annehmen und unterstützen sollen. Dass wir uns in der Ehrerbietung und Demut zuvorkommen sollen, uns gegenseitig ertragen sollen, so wie Christus es bei uns tut. Aber viele leben so, als würde das nur unter den Gemeindegliedern der EIGENEN Gemeinde gelten und dann auch nur bei denen, mit denen ich eh gut klar komme. Das Gemeindeleben ist vielerorts so seicht, scheinheilig, heuchlerisch und kraftlos geworden, dass man sich ernsthaft fragen muss, was Gott darüber denkt und ob man ihm dort überhaupt noch begegnen kann!
Es ist schon auch nachvollziehbar: je mehr unterschiedliche Menschen zusammen kommen, umso mehr unterschiedliche Meinungen gibt es und umso schwieriger ist es, einen Konsens zu finden. Aber es ist schade, dass wir das mit Liebe, Demut und Gottvertrauen und "den anderen höher achten als uns selbst" nicht hinbekommen.
Wir sollten uns wirklich was schämen! Wegen unserer Herzlosigkeit, Unbarmherzigkeit, Gesetzlichkeit und unserem sturen Beharren auf unwichtigen Details und Auslegungen verantworten wir, dass Menschen so abgeschreckt werden, dass sie vielleicht für immer für Gott verloren gehen.
Sind wir uns dessen überhaupt bewusst?
Man sieht mittlerweile zwar auch, dass sich viele Gemeinden Gedanken darüber machen, wieder eine Einheit herzustellen. So gibt es zum Beispiel den Bund evangelischer Freikirchen, wo sich einige Freikirchen zusammengeschlossen haben. Aber dann wurden da bestimmte Regularien aufgestellt, die andere dazu veranlasst haben, dem Bund nicht beizutreten. Und dann gibt es die Allianz-Gebetswoche (die jetzt erst vor kurzem war), wo Gemeinden u.A. auch gemeinsam einen Gottesdienst gestalten, um der Einheit näher zu kommen. Und ökomenische Gottesdienste haben ja auch dasselbe Ziel. Aber am Ende scheitert es dann immer an so Sachen wie das Abendmahlsverständnis oder irgendwelche traditionellen Handlungen. Die Frage ist: Was können wir tun? Können wir wirklich etwas ändern oder bewirken? Oder ist jeder Versuch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Ich glaube, ein Wunder bewirken, wie Martin Luther mit der Reformationsbewegung damals, werden wir nicht, sodass wir endlich die totale Einheit wiederherstellen. Aber es ist schon wertvoll, wenn immer mehr Christen die richtige Gesinnung haben und vorleben und anderen ein Vorbild sind. Besonders im Punkt 'Demut' und 'einander annehmen'.
Viele verwechseln das jedoch mit falscher Toleranz und plötzlich wird ausnahmslos alles toleriert und alle Grenzen und Grundsätze werden aufgeweicht. Es ist eine totale Gratwanderung, die Menschen mit ihren Unterschieden und auch Schwächen anzunehmen, die Sünde jedoch zu verurteilen, aber Barmherzigkeit nicht für sture Gesetzlichkeit zu opfern.
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