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Tobit2s Blog

Tobit2
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Tobit2
59 Jahre
54290 bei Trier

Was für ein Absturz! - Eine Meditation über Karfreitag

Was für ein Absturz!

Vor fünf Tagen war die Aktie auf ihrem Höchststand, schwindelerregend...
sie ging geradezu „durch die Decke“ - wie die Banker gerne sagen.
Die sozialen Medien hatten gut funktioniert,
und die Straße war gesäumt mit Menschen.
Ja – er ist es wirklich!
Endlich kommt er!
Endlich ist er da!
Hosianna!
Heil unserem König!
Hosianna! Hosianna!
Er wird alles ändern!
Endlich!
Ein dreifach donnerndes Hosianna! Hosianna! Hosianna!

Vier Tage später waren die Jubelrufe verklungen.
Still, gespenstisch still muss es gewesen sein,
in der Nacht, da oben auf dem Berg.
Und einsam, trotz aller Freunde.
Die letzte, innerste Einsamkeit...
Im Wissen, dass etwas kommt, etwas Unausweichliches.
Angst vor dem völligen Ausgeliefertsein,
Angst vor dem totalen Zusammenbruch -
Todesangst.

Der Freund, der zum Verräter wurde,
ist wohl dennoch ein Freund geblieben.
Ein trauriger Freund,
womöglich der Traurigste von allen.
Sein Markierungszeichen – ein Kuss -
war wie der Anstoß, der das Geschehen ins Rollen bringt.
Das Unvermeidliche konnte beginnen.

Und jetzt rufen sie: „Ans Kreuz mit ihm!“
Die gleichen Menschen, die damals ein dreifaches „Hosianna!“ gerufen hatten -
damals, vor fünf Tagen!
Und wieder hatten die sozialen Medien gut funktioniert.
Der perfekte shitstorm.
Die Wahl zwischen Barrabas und diesem Jesus -
war damit nur noch eine Formsache.
Nur fünf Tage hatte es gedauert,
bis aus Hosianna Hass wurde.
Giftiger, glühender, tödlicher Hass!
Unfassbar...

Was war passiert?
Die eine Seite ist leicht zu verstehen:
Wer sich mit dem Establishment anlegt
und den aktuellen Machthabern in die Quere kommt -
der muss sich warm anziehen.
Politische Machthaber tun typischerweise alles, um ihre Macht zu erhalten.
Alles.
Wer stört, muss ausgeschaltet werden,
diskriminiert, oder vergiftet, oder beides.

Die andere Seite ist nicht so leicht zu verstehen.
Sie zeigt, wie schnell Gefühle kippen können.
Die höchste Freude, die größten Erwartungen -
sie waren in eine abgrundtiefe Enttäuschung gestürzt.
Der sagenumwobene Wunderheiler,
der angepriesene Revolutionär,
der endlich alles ändert, was geändert werden muss -
der läßt sich gefangen nehmen und schweigt.
Einfach so – ohne Gegenwehr.
Ohne es den Mächtigen zu zeigen,
was er alles an Wundern und Tricks drauf hat.

Das kann doch nicht sein!
Das darf doch nicht sein!
Der große Hoffnungsträger ist ein solcher Mega-Loser...
Nein – nein, nein!
Was für eine Schande!
Weg mit ihm -
ans Kreuz mit ihm!
Er hat den schändlichsten aller Tode verdient!
Ich bin so enttäuscht.
Zu Tode enttäuscht!

(will be continued...)


Verfasst: 02.04.2021, 09:37 Uhr

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